„Wir haben noch in der Hand mit zu entscheiden” | Schaumburger Wochenblatt

„Wir haben noch in der Hand mit zu entscheiden”

. (Foto: privat)
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Das Schaumburger Wochenblatt hat sich mit Sven Frings-Michalek, dem Direktkandidat von Bündnis 90/Die Grünen im Wahlkreis 40 – Nienburg II – Schaumburg, zu einem Interview getroffen. Frings-Michalek ist 47 Jahre alt, geboren in Wiesbaden und gehört der Basis an. Er wohnt mit seiner Familie in Bückeburg.

Danke, dass wir uns zu einem Gespräch treffen konnten, Herr Frings-Michalek. Steigen wir gleich ein: Was hat Sie dazu bewegt, für die Bundestagswahl 2025 zu kandidieren?

Seit 2019 bin ich Mitglied bei Bündnis 90 / den Grünen, ich bin jetzt 47 Jahre alt und da hat man schon viel erlebt. Ich war an dem Punkt, dass man mit Freunden redet und alle sind am Schimpfen. Und dann denkst du dir irgendwann, ja Moment mal! Dann mach es halt selbst. Oder probier es zumindest. Ich habe drei Kinder, zwei Söhne und eine Bonustochter. Und tatsächlich ist es so, dass meine hauptintrinsische Motivation ist, jetzt noch Zeit zu haben, die Klimapunkte eben nicht kippen zu lassen.

Wir haben jetzt noch in der Hand mit zu entscheiden, werden es jetzt zwei Grad, werden es drei Grad oder werden es sieben Grad. Ich möchte meinen Kindern eine lebenswerte Zukunft ermöglichen und deren Kindern auch. Das ist das eine. Und das andere ist, dass es viele Punkte gibt, wo ich immer dachte, Mensch, das müssen wir doch irgendwie anders machen können! Da sind wir bei sozialer Gerechtigkeit, da sind wir bei Feminismus, da sind wir jetzt vor allem auch beim Kampf gegen Rechts.

Welche Themen sind für Sie und Ihren Wahlkreis besonders wichtig?

Dieser Wahlkreis ist sehr groß und alle Regionen haben eigenen Themen. In Nienburg ist zum Beispiel sind es die Moore. Der natürliche Klimaschutz ist zentral, um Klimaziele zu erreichen. Ich bin von Haus aus Forstdiplom-Ingenieur und muss sagen: Der Wald versagt durch Klimawandel und Schädlingsbefall immer mehr seinen Dienst. Der Wald gibt mehr CO2 ab, als er aufnimmt oder bindet. Und da kommen Moore ins Spiel. Nienburg hat Potenzial für Wiedervernässung. Da stehe ich für mehr Ressourcen.

Gucken wir nach Bad Nenndorf. Da ist die Landesgartenschau, wo ich die Frage im Blick auf anderen Landesgartenschauen, die defizitär sind, stelle, warum man die immensen Kosten auf sich nimmt und die Nenndorfer dann dafür zahlen müssen, in den Kurpark zu gehen.

Dann geht es weiter nach Bückeburg, Rinteln und Stadthagen: Thema Deutschlandtakt. Bückeburg trifft es am härtesten. Ich muss nochmal in aller Deutlichkeit sagen, ich finde die Idee super, aber nicht um jeden Preis. Das muss neu bewerten werden und da bin ich positiv gestimmt, da es eine trassennahe Option gibt.

Das sind so die drei Hauptthemen, aber es gibt noch vieles anderes, wie Windkraftflächen, die die Kommunalkasse aufwerten können. So die Energiewende im Landkreis weiter voranzukriegen und den Ausbau der erneuerbaren Energien anzutreiben wäre klasse. Natürlich ist es mir ein Anliegen, mehr Menschen zu öffentlichen Verkehrsmitteln zu kriegen, besonders im ländlichen Raum – da durch den Ausbau der Öffentlichen. Das Deutschland-Ticket ist für mich Teil der Verkehrswende, die sozial gerecht ist. Es wird immer gesagt, dass die Grünen eine Verbotspartei sind, aber wir wollen nicht das Auto verbieten, sondern Alternativen fördern.

Das Bürgerbusse jetzt mit dem Deutschland-Ticket abgedeckt sind, ist sensationell. Das ehrenamtliche Engagement in den Bürgerbus-Vereinen finde ich toll, da könnte ich mir auch vorstellen, mitzumachen.

Was wird noch wichtig? 2045 wird die Welt durch den Klimawandel eine andere sein. Und ich glaube, da haben wir einiges zu tun, um uns darauf vorzubereiten. Wir müssen die Städte transformieren, Stichpunkt Hitzeschutz. Bäume werden nicht helfen, weil Wasser fehlt, um Bäume zu gießen. Alle Altersheime, alle Krankenhäuser, alle müssen klimatisch irgendwie versorgt werden.

Was möchten Sie jungen Menschen in Ihrem Wahlkreis mit auf den Weg geben, die vielleicht zum ersten Mal wählen?

Jeder muss für sich selber entscheiden, sich in politische Prozesse einzubinden und wenn es nur ein erster Schritt durch das Wählen ist. Oder vielleicht sogar zu sagen, ich möchte kandidieren. Also warum muss es ein 47-Jähriger sein, der jetzt sagt, ich kandidiere für den Bundestag, das kann ja genauso gut auch jemand aus der grünen Jugend, der 19 ist und die Themen der Jugend besser kennt.

Ich glaube, das wichtigste Gut, was wir haben, das ist unsere Jugend. Einmal, weil wir einen demografischen Wandel haben, der wirklich in die völlig falsche Richtung läuft. Die Menschen müssen jetzt so ausgebildet werden, egal in welchem Bereich, dass sie die Probleme von morgen lösen können.

Und jeder hat irgendeine Motivation. Der eine möchte einen Gegenpol bilden, gegen rechte Hetze, gegen Klimawandel, gegen Merz, gegen keine Ahnung was, gegen die AfD. Egal. Man kann sich auch einfach über die Parteizugehörigkeit einbringen, die wichtige Arbeit an der Basis finanziert.


Nadine Dressler
Nadine Dressler

Redakteurin Schaumburger Wochenblatt

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