Ihre Lieblingsfächer waren Rechnungswesen, Mathe und Buchführung, die Zeugnisnoten zeigen es. Deshalb ist der Wunsch von der jungen Mutter nahe liegend: Sie will Steuerfachangestellte werden. Ihre schulische Ausbildung ging auch genau in diese Richtung, aber auch der Abschluss der zweijährigen Berufsfachschule Wirtschaft bei den Berufsbildenden Schulen in Stadthagen brachte sie ihrem Traumberuf zunächst nicht näher. Mit der Geburt des Sohnes Jakob Johannes im Dezember 2010 wurde die berufliche Situation nicht einfacher. Ihre Mutter unterstützte sie und da diese eine Praxis für Krankengymnastik führt, übernahm Sender die Buchführung. Damit konnte sie erste Berufspraxis erwerben. Berufsberaterin Ines Rahn-Weiser war von der jungen Frau und ihrem Berufswunsch überzeugt. Die Noten waren in Ordnung und auch vom sozialen Engagement der jungen Frau in Kirche und Jugendgruppe war sie beeindruckt. Im persönlichen Beratungsgespräch wurde gemeinsam erarbeitet, was nach dem gesetzlichen Rahmen und den persönlichen Verhältnisse von Sender möglich war. Außerdem wurden berufliche Alternativen erarbeitet, damit ihre Chancen auf dem Ausbildungsmarkt größer waren. Danach machte sich der Arbeitgeber-Service intensiv auf die Suche nach einer Ausbildungsstelle in Teilzeit. Etliche Unternehmen lehnten dies ab, aber es fanden sich durchaus auch Arbeitgeber, die grundsätzliches Interesse signalisierten. Ein Vermittlungsvorschlag und daraufhin eine persönliche Vorstellung bei Steuerberater Pfingsten-Mensching in Apelern brachte schließlich den Durchbruch. Während eines vierwöchigen Praktikums im Mai diesen Jahres konnte sich Gerhard Pfingsten-Mensching einen Eindruck von Sender verschaffen: „Frau Sender entspricht den Anforderungen der Ausbildung ideal. Besonders überzeugt hat mich darüber hinaus ihre freundliche Art, die gut zum Beruf aber vor allem auch in unser Team passt.” Die Dauer der Ausbildung in Teilzeit wurde mit der Steuerberaterkammer Niedersachsen in Hannover als zuständiger Stelle individuell ausgehandelt: Da Sender ausreichend Vorkenntnisse hat und sie wöchentlich 28 Stunden arbeitet, dauert die Ausbildung ganz regulär drei Jahre. Die Teilzeit-Ausbildung ist zwischenzeitlich bei der Steuerberaterkammer Niedersachsen eingetragen. Möglich ist das nur mit der Unterstützung der Mutter, die ihrer Tochter bei der Betreuung von Jakob hilft. Sender ist vor der Herausforderung nicht bange und glücklich, dass sich ihr Berufstraum doch noch erfüllt: „Ich freue mich, dass es eine kleinere Kanzlei ist, in der ich von allen Arbeitsbereichen etwas mitbekomme. Aber vor allem geht es hier auch sehr menschlich zu und das ist mir wichtig, sollte es mal mit der Kinderbetreuung problematisch sein.” Frauen sind wegen traditioneller Rollenverteilung oft auf eine Teilzeitbeschäftigung angewiesen. 2005 wurde die Teilzeitausbildung neben der Ausbildung in Vollzeit gleichberechtigt ins Berufsbildungsgesetz aufgenommen. Seitdem kann bei berechtigtem Interesse des Auszubildenden eine Ausbildung auch in Teilzeit ablaufen, beispielsweise wenn eigene Kinder betreut oder nahe Angehörige gepflegt werden. Der Auszubildende einigt sich mit dem Ausbildungsbetrieb auf eine wöchentliche Arbeitszeit zwischen 20 und 30 Stunden, einschließlich Berufsschulunterricht. Der Ausbildungsplan muss an die Teilzeitausbildung angepasst und mit der zuständigen Kammer abgesprochen werden. Den Teilzeit-Azubis wird eine anteilig reduzierte Ausbildungsvergütung gezahlt. Arbeitgeber, die bereit sind, eine Ausbildungsstelle in Teilzeit anzubieten, wenden sich an ihren persönlichen Ansprechpartner im gemeinsamen Arbeitgeber-Service der Arbeitsagenturen und der Jobcenter sowie der Service-Nummer 01801/66 44 66 (Festnetzpreis 3,9 ct/min, Mobilfunkpreise höchstens 42 ct/min).