Erwarten wir noch etwas von Gott? | Schaumburger Wochenblatt

Vor einiger Zeit traf ich einen Menschen, der mir murrend mitteilte: was soll das mit Pfingsten:

„Da passiert ja nichts!“ Weihnachten stellen wir den Baum auf, Ostern suchen die Kinder Eier – aber Pfingsten? Ich wurde traurig, dass die drei Großen Christlichen Feste nur daraus bestehen!
Wir stehen zwischen dem Fest Christi Himmelfahrt und Pfingsten. Der Auferstandene Jesus hat die Erde verlassen und ist zum Vater im Himmel zurückgekehrt (Mk 16,19). Das feiern wir an Christi Himmelfahrt. Er hat bei seinem Abschied zugesagt, dass er als Beistand den Heiligen Geist senden wird (Lk 24,49). Das Wirken des Heiligen Geistes erfahren wir bis zum heutigen Tag, so glauben wir Christen.
Wer ist dieser Heilige Geist, den wir an Pfingsten feiern?
Darf ich das Wirken des Geistes mit des Deutschen „liebstes Kind“ erklären? Mit dem Auto. Ich sage nicht: Der Heilige Geist ist ein Auto. Aber im Auto gibt es Teile, die das Geheimnis von Pfingsten treffend symbolisch umschreiben:
1. Die Zündkerze, die alles in Bewegung setzt. Der Heilige Geist, der schöpferische Funke Gottes, lässt Menschen in Bewegung kommen. Die ersten Zeugen des Christlichen Glaubens haben weite Wege unternommen, um von Jesus zu erzählen. Der Christliche Glaube findet sich heute selbst in den entlegensten Orten der Welt. Auch heute bräuchten wir wieder solche „Zündkerzen“!
2. Die Klimaanlage im Auto, die uns trotz sommerlicher Hitze angenehm unterwegs sein lässt. Welches Klima brauche ich, um Freude, Freundschaft, Mut, Friede, Treue zu erfahren? Der eigene Anteil könnte sein: Respekt, Solidarität, Gerechtigkeitsempfinden, Einfühlungsvermögen, Hilfsbereitschaft… Der Heilige Geist ist wie ein Kühlmechanismus. In einem nicht überhitzten, offenen Klima auf Augenhöhe werden Probleme nicht gleich beseitigt, aber leichter bewältigt.
3. Die Scheinwerfer hellen Dunkelheit auf. In ihrem Licht werden Warntafeln sichtbarer, eine Kurve lässt sich erkennen durch Begrenzungspfähle und weiße Linien. Ich sehe einen Radfahrer oder Fußgänger besser und werde selbst besser gesehen. Der Geist Gottes kann die persönlichen Dunkelheiten des Lebens erleuchten, Trost spenden, Richtung geben, den Blick auf Schwächere schärfen.
So wird Pfingsten zu einem Fest, an dem viel passiert: wir feiern, dass jeden Tag, jede Minute unseres Lebens Gott uns in Bewegung setzen will, uns Kühlung geben will in mancher „Hitze“ des Streites und Egozentrischen, uns Orientierung in Ausweglosigkeit gibt…
Nicht immer spüren wir im Alltag dieses Geschenk der Liebe Gottes, den Heiligen Geist. Doch immer wieder berichten auch heute Menschen, dass sie besonders in schweren Zeiten plötzlich Kraft und Hoffnung empfanden, der Blick frei wurde für den nächsten Schritt, eine Versöhnung möglich wurde nach Krieg und Streit und manches mehr.
Wie gut, dass wir dies von Gott, von Seinem Heiligen Geist erwarten können! Öffnen wir uns diesem Geschenk besonders in diesen Tagen bis Pfingsten – dazu lade ich Sie ganz herzlich ein!