Mit Spannung erwartet wurde die Ratssitzung vom 8. September. Unter TOP 3 stand die Abstimmung über die Beschlussvorlage zur Wiederinbetriebnahme der Festhalle an. Aufgrund einer erwarteten hohen Zahl von interessierten Bürgerinnen und Bürgern, war die Sitzung in den Saal des Ratskellers verlegt worden. Etwa ein Dutzend Zuhörer warteten gespannt auf die entscheidende Abstimmung. Im Vorfeld hatte es aufgrund einer Veröffentlichung der SPD/Grünen-Mehrheitsgruppe Zweifel daran gegeben, dass sich der Rat mehrheitlich für die Übergabe der sanierungsbedürftigen Festhalle an einen Investor entscheiden würde.
Lediglich zwei Gegenstimmen
Das Ergebnis vorweg: Mit lediglich zwei Gegenstimmen von Thomas Pawlik (SPD) und Bernd Englich (CDU), beschlossen 29 der anwesenden Stimmberechtigten, dem Beschlussvorschlag des Verwaltungsausschusses zu folgen (zwei Ratsmitglieder fehlten). Dieser hatte empfohlen, mit dem Investor Kempf Verhandlungen aufzunehmen und damit eine Übertragung der Festhalle im Rahmen eines Erbbaurechtsvertrages zu erreichen. Vor der Entscheidung fassten eine Reihe von Ratsmitgliedern ihre Argumente für und gegen eine Veräußerung der Festhalle zusammen. Tom Götz (SPD) machte den Anfang und betonte:“ Uns eint, es soll mit dem Thema vorankommen!“ Als Gründe, warum er und die Gruppe sich schwertun würden, sei der mangelnde Einfluss der Stadt, Zweifel an den Zahlen des Investor-Konzeptes sowie dem Umstand, dass die Halle nicht mehr der Stadtgesellschaft dienen würde. Man werde die Zustimmung geben, jedoch nicht automatisch dem Vertragsabschluss. Diesen wolle man von Fachleuten prüfen lassen.
Kein „Worst-Case”, sondern Chance
Heiko Tadge (CDU) hingegen sprach sich mit eindeutiger Mehrheit für die CDU für den Investor-Lösung aus. Es sah die im Konzept vorgesehenen Veranstaltungen nicht als „Worst-Case“ (Tom Götz), sondern als Chance. Zweckgebundenheit, Verkehrskonzept und die Sicherung von Stadthäger Veranstaltungen seien für ihn eine Selbstverständlichkeit. Lothar Biege (FDP) bestätigte die Chance für eine Attraktivitätssteigerung, auch überörtlich. Der Investor zeige eine hohe Motivation und dem Bürgermeister dankte Biege, dass dieser sich „… so ins Zeug gelegt habe“. Bernd Englich (CDU) begründete seine Ablehnung mit fehlenden Details in der Beschlussvorlage sowie der fehlenden Mitverantwortung der Stadt bei einer Übertragung der Halle. Peter Kühn (CDU) erhielt Applaus, als er feststellte:“ Wer Einfluss haben will, muss auch das Geld dazu haben. Die Stadt hat das nicht!“ Norbert Kunze (FDP) brachte zum Ausdruck, was offenbar auch vielen anderen Ratsmitgliedern durch den Kopf ging. „Es geht um eine wirtschaftliche Entscheidung. Ich kann nur hoffen, dass der Investor nicht mehr abspringt!“ Die Stadthäger Festhalle war vor 56 Jahren gebaut und vor circa 15 Jahren teilsaniert worden. Im derzeitigen Zustand würden der Stadt Sanierungskosten in mehrstelliger Millionenhöhe sowie ein erhebliches jährliches Defizit entstehen. Für den Fall, dass das Investor-Konzept scheitern sollte, kann die Stadt die Festhalle zu sehr günstigen Konditionen zurückkaufen und wäre dann im Besitz einer modernen, sanierten Event-Halle.