Nur noch Radverkehr? | Schaumburger Wochenblatt

Nur noch Radverkehr?

Könnte eine Fahrradstraße werden: Die Brücke Im Blenze, die Luthe und den Bahnhof verbindet.  (Foto: tau)
Könnte eine Fahrradstraße werden: Die Brücke Im Blenze, die Luthe und den Bahnhof verbindet. (Foto: tau)
Könnte eine Fahrradstraße werden: Die Brücke Im Blenze, die Luthe und den Bahnhof verbindet. (Foto: tau)
Könnte eine Fahrradstraße werden: Die Brücke Im Blenze, die Luthe und den Bahnhof verbindet. (Foto: tau)
Könnte eine Fahrradstraße werden: Die Brücke Im Blenze, die Luthe und den Bahnhof verbindet. (Foto: tau)

Die Stadt Wunstorf plant eine weitreichende Veränderung der Verkehrsführung zwischen dem Ortsteil Luthe und dem Bahnhof: Die Straße „Im Blenze“ soll ab der Kreuzung Ahornstraße zur Fahrradstraße umgewandelt und in Höhe der Brücke über die B441 für den motorisierten Individualverkehr gesperrt werden. Dieser Vorschlag der Verwaltung dürfte in Luthe auf erheblichen Widerstand stoßen, denn die Verbindung wird von vielen Bürgern täglich genutzt, insbesondere für die Fahrt zum Bahnhof.

Teil des Radverkehrskonzepts

Die Maßnahme ist Teil des städtischen Radverkehrskonzepts, das eine stärkere Förderung des Alltagsradverkehrs vorsieht. Ziel ist es, die direkte Anbindung von Luthe an den Bahnhof zu verbessern und eine sichere, attraktive Strecke für Radfahrer zu schaffen. Die Verwaltung verweist auf die hohe Bedeutung des Streckenabschnitts für die intermodale Mobilität, also die Kombination von Fahrrad und öffentlichem Nahverkehr. Laut Verkehrszählung nutzen bereits heute rund 700 Radfahrer täglich die Strecke, während etwa 1.700 Autos gezählt wurden.

Besonders umstritten ist die geplante Sperrung der Brücke für den Kfz-Verkehr. Bisher galt diese Verbindung als unverzichtbar für die Luther Bevölkerung, da sie eine der wenigen direkten Routen zum Bahnhof darstellt. Die Verwaltung argumentiert, dass alternative Wege über die Hauptstraße und die B441 zur Verfügung stehen und die Sperrung zur Verkehrsberuhigung im angrenzenden Wohngebiet beitragen könnte. Kritiker befürchten jedoch Einschränkungen im Alltag und eine Verlagerung des Verkehrs auf weniger geeignete Strecken.

Ein weiterer Punkt, der für Unmut sorgen dürfte, ist das abrupte Ende der geplanten Radvorrangroute mitten im Ort Luthe. Der Ortsrat hatte sich für eine Verlängerung durch den gesamten Ort ausgesprochen, entlang der Hauptstraße über die Sternkreuzung und Meisterstraße bis hin zu den Wirtschaftswegen nach Schloß Ricklingen. Dies lehnte die Verwaltung aufgrund des geringen Nutzerpotenzials ab. Damit bleibt die Route aus Luther Sicht unvollständig und verliert an Attraktivität für den Alltagsverkehr.

Testphase vorgesehen

Die Umsetzung der Fahrradstraße ist zunächst für eine zweijährige Testphase vorgesehen. Nach einem Jahr soll eine Evaluation erfolgen, um die Auswirkungen auf das Verkehrsverhalten und die Sicherheit zu bewerten. Die Gesamtkosten der Maßnahme belaufen sich demnach auf grob geschätzt 43.000 Euro und umfassen unter anderem bauliche Anpassungen, Markierungen, Poller und Öffentlichkeitsarbeit. So ist auch eine veränderte Verkehrsführung an der Kreuzung Im Blenze/Im Stadtfelde vorgesehen. Die Fahrradstraße soll hier Vorfahrt haben. Immerhin das wird auch in Luthe begrüßt.

Ob die Maßnahme tatsächlich zur gewünschten Verkehrswende beiträgt oder vielmehr neue Konflikte auslöst, wird sich in den kommenden Wochen zeigen. Nach Informationen des Stadtanzeigers war die Vorlage längst zur Beratung fertig, wurde dann aber noch einmal zwecks interner Überarbeitung zurückgezogen. Mit dem nun vorliegenden Papier dürfte der Ortsrat Luthe dennoch nicht zufrieden sein. Eine Ablehnung scheint sicher, auch weil eine Testphase aus Luther Sicht erst nach der Fertigstellung der Nordumgehung infrage kommt.

Skepsis auch im Ortsrat Wunstorf: ”Die Nutzung der Alternativstrecke zum Bahnhof ist aus meiner Sicht unbedingt notwendig”, sagt Ortsbürgermeister Thomas Silbermann auf Nachfrage des Stadtanzeigers. Er plädiert dafür, eine Fahrradstraße einzurichten und die Kfz-Nutzung mindestens so lange zuzulassen, bis die Nordumgehung realisiert ist.

Besondere Regeln

Auf Fahrradstraßen gelten besondere Verkehrsregeln wie eine Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h, die zudem verringert werden muss, wenn Radfahrer die Straße nutzen. Diese dürfen auch nebeneinander fahren und nicht durch Autos gefährdet oder behindert werden. Bislang gilt die Straße, so wie sie ist, als sicher. Eine Unfallauffälligkeit ist nicht gegeben. Das steht auch so in der Vorlage. Allerdings hat es im Rahmen der Onlinebeteiligung zum Radverkehrskonzept Rückmeldungen gegeben, wonach sich Radfahrer durch den Autoverkehr bedrängt fühlen. Insbesondere bei Überholvorgängen werde der Abstand als unzureichend wahrgenommen.

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André Tautenhahn (tau)
André Tautenhahn (tau)

Freiberuflicher Journalist

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