Stadt passt Kita-Angebot an | Schaumburger Wochenblatt

Stadt passt Kita-Angebot an

Jubiläumsveranstaltung: Die Lebenshilfe Seelze hat 50 Jahre Frühförderung in Wunstorf gefeiert. (Foto: tau)
Jubiläumsveranstaltung: Die Lebenshilfe Seelze hat 50 Jahre Frühförderung in Wunstorf gefeiert. (Foto: tau)
Jubiläumsveranstaltung: Die Lebenshilfe Seelze hat 50 Jahre Frühförderung in Wunstorf gefeiert. (Foto: tau)
Jubiläumsveranstaltung: Die Lebenshilfe Seelze hat 50 Jahre Frühförderung in Wunstorf gefeiert. (Foto: tau)
Jubiläumsveranstaltung: Die Lebenshilfe Seelze hat 50 Jahre Frühförderung in Wunstorf gefeiert. (Foto: tau)

Die Stadt sieht sich für das Kita-Jahr 2025/2026 gut aufgestellt. Die vorhandenen Betreuungskapazitäten reichen demnach aus, um den Bedarf zu decken, wie es in aktuellen Verwaltungsvorlagen heißt, die in die politische Gremien zur Beratung gehen. Demnach wurden bis zum Stichtag am 15. Januar 2025 genau 923 Kinder angemeldet (Momentaufnahme). Das ist ein Rückgang, der sich mit den bundesweiten Geburtenzahlen deckt und auch in der Bedarfsplanung der Stadt berücksichtigt wird.

Im Krippenbereich gingen 243 Anmeldungen ein, was einem Minus von 18 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Die Stadt verzeichnet aktuell keine Warteliste, da noch freie Plätze vorhanden sind. Auch die Nachfrage nach U3-Betreuung in der Kindertagespflege ist gesunken. Die Bedarfsplanung bestätigt diese Entwicklung: Die Versorgungsquote liegt bereits bei über 89 Prozent für die Altersgruppe der Ein- bis Zweijährigen, die einen Rechtsanspruch geltend machen können. Ein weiterer Ausbau der Krippenplätze ist daher nicht vorgesehen.

Im Kindergartenbereich wurden 521 Kinder angemeldet, 92 weniger als im Vorjahr. Zum 1. August 2025 sind 457 Kinder tatsächlich aufgenommen worden, darunter sieben mit einem Integrationsplatz. 34 Kinder stehen noch auf der Warteliste, wobei viele bereits andere Betreuungsformen nutzen. Die Bedarfsplanung prognostiziert eine steigende Versorgungsquote von derzeit 103,5 auf 117,2 Prozent bis 2027. In diesem Bereich hält die Stadt einen weiteren Ausbau von Plätzen nur in Steinhude und Bokleoh für sinnvoll.

Im Hortbereich wurden 159 Kinder angemeldet, etwa 100 Familien erhielten eine Platzzusage. 49 Kinder stehen noch auf der Warteliste. Die Stadt reagiert mit Übergangslösungen, etwa der Umwandlung einer Krippengruppe in der Kita Eleonore von Unger in eine Hortgruppe. Diese Maßnahme soll den Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung ab August 2026 absichern, bis alle Grundschulen entsprechend umgebaut sind.

Strukturelle Herausforderungen

Die Bedarfsplanung zeigt, dass neben quantitativen Aspekten auch strukturelle Herausforderungen das Angebot beeinflussen. Besonders der Fachkräftemangel erschwert die Einrichtung neuer Gruppen, vor allem im sensiblen Bereich der Integration. Zwar konnten bislang sieben Integrationsgruppen geschaffen werden, zuletzt in der neuen Kita Mühlenaue West. Doch der Mangel an heilpädagogischen Fachkräften setzt dem Ausbau enge Grenzen. In einigen Einrichtungen ist der Bestand sogar gefährdet, wie etwa in der Kita Arche Noah (der Stadtanzeiger berichtete bereits).

Hier klafft eine schwer zu überbrückende Lücke zwischen dem pädagogischen Anspruch und der praktischen Realität. Bürgermeister Carsten Piellusch betonte zuletzt bei der Jubiläumsfeier „50 Jahre heilpädagogische Frühförderung“ der Lebenshilfe Seelze, er wolle sich verstärkt für mehr Integrationsplätze in Kitas einsetzen. „Sie haben mich an ihrer Seite“, sagte Piellusch. Doch ohne ausreichend qualifiziertes Personal ist dieses Ziel kaum zu erreichen.

Auch die Zahl der Tagespflegepersonen ist rückläufig. Regional zeigen sich zudem Unterschiede: Während in Steinhude und Großenheidorn punktuell Bedarfsspitzen auftreten, sind in Luthe und der Kernstadt nach Auffassung der Verwaltung ausreichend Plätze vorhanden. Die Stadt plant daher gezielt neue Einrichtungen, etwa eine dreigruppige Kita im Butteramt, die langfristig zwei bestehende Gruppen ersetzen soll. In Klein Heidorn könnten Interimsbauten (Kita Kirschbaum) entfallen, sofern die Kosten für eine Verlagerung nicht zu hoch sind und entsprechende Kapazitäten in Steinhude geschaffen wurden.

Die aktuelle Bedarfsplanung bringt daher für einige Ortsteile spürbare Nachteile mit sich. Beispiel Luthe: Dort wird auf die Schaffung zusätzlicher Kita-Plätze verzichtet, obwohl die Nachfrage steigt. Die Begründung: Freie Kapazitäten in der Kernstadt könnten die Überhänge auffangen. Für betroffene Familien bedeutet das jedoch eine Betreuung außerhalb des Wohnorts. Die Stadt erklärt wiederum, dass die geplante Umwandlung der Grundschule in eine Ganztagsschule eine Rolle spiele und die bereits bestehende DRK-Kita mit fünf Gruppen sehr groß sei. Eine sechste Gruppe wäre baulich kaum zu integrieren, heißt es.

Auch in der Kernstadt selbst wird zurückgerudert: Die ursprünglich geplante Einrichtung eines Familienzentrums am Düendorfer Weg wird nicht weiterverfolgt. Die Schaffung eines Familienzentrums an dieser Stelle hatte der Bürgermeister im Wahlkampf allerdings in Aussicht gestellt. Die angedachten Angebote wie Betreuung, Beratung und gegebenenfalls Therapie lassen sich dort laut Bedarfsplanung nicht sinnvoll umsetzen, heißt es nun. Dafür ist in diesem Jahr in der Stiftskita mit dem Aufbau eines Familienzentrums begonnen worden (der Stadtanzeiger berichtete).

Prognosen und Flexibilität

Prognosen der Region Hannover zeigen einen weiteren Rückgang der Kinderzahlen bis 2027. Gleichzeitig wird die Entwicklung in Neubaugebieten beobachtet, um kurzfristige Bedarfsspitzen frühzeitig abzufangen. Die Bedarfsplanung berücksichtigt dabei auch Wanderungsbewegungen und die Betreuung auswärtiger Kinder, deren Zahl zuletzt gestiegen ist. Allerdings ließen sich kurzfristige Nachfrageüberhänge, beispielsweise durch einen Zuzug junger Familien in Neubaugebieten, nicht allein durch den Bau von Kindertagesstätten, die mindestens 25 Jahre lang genutzt werden, kompensieren. Der Betrieb von Provisorien (temporäre Einrichtungen) bleibe daher auch weiterhin durchaus denkbar.

Trotz freier Plätze können nicht alle Elternwünsche erfüllt werden. Unterschiede in Betreuungsumfang, Ort oder Art führen zu Nachfrageüberhängen, die im Einzelfall durch Anpassungen wie verlängerte Öffnungszeiten oder Umwandlung von Gruppen aufgefangen werden. Die Stadt setzt dabei auf flexible Lösungen und eine enge Zusammenarbeit mit den Trägern.


André Tautenhahn (tau)
André Tautenhahn (tau)

Freiberuflicher Journalist

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