Die Fans rieben sich am vergangenen Freitag im Stadion und vor dem Fernseher verwundert die Augen.
Jeder wusste, dass die Partie gegen Leverkusen für die „Roten” deutlich schwieriger würde als gegen Gladbach.
Von dem, was die Hannoveraner dann aber in Leverkusen zeigten, erinnerten nicht einmal Ansätze an die gute Leistung gegen die Borussia. Erklären lässt sich dies durch die lange Ausfall-Liste und die Schwächung vieler Akteure durch einen Magen-Darm-Infekt oder Trainingsrückstand.
Von Beginn an präsentierte sich die Mannschaft von Trainer Dieter Hecking mutlos und lethargisch.
Aufgrund mangelnder Laufarbeit konnten die munter kombinierenden Platzherren nicht gestellt werden.
Das Defensiv-Verhalten funktionierte überhaupt nicht, und die 96er erarbeiteten sich im gesamten Spielverlauf keine echte Torchance.
Individuelle Fehler wie Jan Schlaudraffs Ballverlust vor dem 0:1 in der fünften Minute kamen hinzu.
Alle Feldspieler blieben weit unter dem Niveau ihrer Gegenspieler auf Leverkusener Seite, einzig Torwart Robert Enke zeigte eine ordentliche Leistung. Die Gastgeber nutzten die Situation gnadenlos aus und stürzten die 96er mit blitzschnellem Kombinationsfußball von einer Verlegenheit in die nächste.
Leverkusen demonstrierte ein fast perfektes Pressing, eroberte so viele Bälle.
Anschließend ging es in höchstem Tempo auf das Tor von Robert Enke.
Der dreifache Torschütze Patrick Helmes, der glänzend aufgelegte Defensivorganisator Simon Rolfes und der ehemalige 96er Tranquillo Barnetta verdienten sich Bestnoten. In dieser Form hätte Bayer Leverkusen jeden Bundesligisten in große Schwierigkeiten gestürzt, die indisponierten Hannoveraner waren an diesem Freitag hoffnungslos unterlegen.
Allein die lange Ausfall-Liste von Profis wollte Trainer Dieter Hecking als Begründung für dieses Debakel nicht gelten lassen. Immerhin war 96 mit einem Kader in die Saison gegangen, auf dem jede Position doppelt und in ausreichender Qualität besetzt ist. Im Rückblick zeichnet sich vielmehr ab, dass einer ganzen Reihe von Akteuren in der Startelf längst ein Infekt in den Knochen steckte.
Andere liefen mit Trainingsrückstand auf.
Mario Eggimann, Chavdor Yankov, Bastian Schulz, Yiri Stajner, Szabolcs Huszti und der später eingewechselte Altin Lala waren aufgrund dieser Beeinträchtigung kaum leistungsfähig. Huszti musste etwa in der Halbzeit mit hohem Fieber ausgewechselt werden. Hinzu kamen die zahlreichen Ausfälle. Die katastrophale Personalsituation scheint sich vor dem Pokalspiel gegen Schalke 04 am Dienstagabend (bei Redaktionsschluss noch nicht beendet) und womöglich auch in der Meisterschaftspartie gegen den FC Bayern am Wochenende noch zu verschärfen.
Für das Pokalspiel zeichnet sich der Ausfall von 13 Profis ab. Einen Antrag von 96 auf Verlegung der Partie lehnte der Deutsche-Fußball-Bund ab.
Wenigstens stellten sich die Verletzungen von Valerien Ismael und Jan Schlaudraff als weniger schwer heraus, als befürchtet. Beide erlitten „nur” eine Knochenstauchung, ihre Zwangspause wird so überschaubar bleiben. Foto: bb