Das SW beschäftigte sich bereits mit dem Thema, wie ältere und alleinstehende Menschen mit dieser Situation klar kommen, jetzt wollten wir von Stadtjugendpfleger Sebastian Beck wissen, wie die Jugend mit dieser besonderen Lage lebt, wie man soziale Kontakte pflegt und welche Angebote es städtischerseits gibt. 
SW: Anlaufpunkte für Jugendliche fehlen nicht nur in Rinteln. Das Familienzentrum war einer der wenigen Punkte, wo noch strukturierte Jugendarbeit in der Stadt stattfand. Welche Möglichkeit haben Jugendliche jetzt noch, ihre Sorgen und Nöte jemandem mitzuteilen? 
Sebastian Beck: Schade, dass sie diesen Eindruck haben. In Rinteln gibt es zahlreiche Angebote für Kinder und Jugendliche! Die Verbände und die Vereine leisten eine hervorragende Jugendarbeit und sind ein wichtiger Anlaufpunkte für viele Kinder und Jugendliche in Rinteln. Die von Hauptamtlichen gestützte Arbeit des Kinderschutzbundes darf in dieser Aufzählung auch nicht fehlen. Auch unter den großen Herausforderungen habe ich die vielen vielen Ehrenamtlichen engagiert in der Jugendarbeit erlebt. Sowohl wir in der Stadtjugendpflege als auch die ehrenamtlichen und Hauptamtlichen aus den oben genannten Bereichen der Jugendarbeit sind weiterhin Ansprechpartner für die Kinder und Jugendlichen auf ihren individuellen Kommunikationswegen. Sicherlich können Angebote weiter ausgebaut werden und intensiviert werden - aber Luft nach oben ist immer. 
Als Aufmerksamer Beobachter der Stadtverwaltung kennen sie den Stellenplan der Stadt und wissen, dass ich seit fast einem Jahr alleine in der Stadtjugendpflege mit engagierten Ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern tätig bin. 
SW: Welche besonderen Herausforderungen sehen Sie in der Corona-Zeit auf die Jugendlichen zukommen und wie können sie als Stadtjugendpfleger diesen begegnen? 
Sebastian Beck: Jugendlichen wird oft nachgesagt, sie lebten nur in ihrer digitalen Welt. Gerade jetzt zeigt sich in der öffenlichen Wahrnehmung, wie groß der Bedarf aber nach analogen Angeboten ist! Auch in 2020 war es zwischendurch erlaubt und möglich, den „Offenen Treff” für Kinder und Jugendliche zu öffnen, mit dem Ergebnis, dass 50 Jugendliche mit Mundschutz sich im Haus verteilt eingefunden haben. Das ist Stand heute gerade so nicht zu vertreten! Das ist aber keine Herausforderung, die auf die Jugendliche zukommt, sie arrangieren sich damit schon ein Jahr - und das aus meiner Beobachtung sehr gut und verantwortungsbewusst. In meiner Rolle als Stadtjugendpfleger nehme ich die Fragen, Ängste der Jugendlichen ernst und versuche mit ihnen zusammen Perspektiven für einen Umgang mit der Situation rund um Corona zu entwickeln. 
SW: Gibt es besondere Angebote für Kinder und Jugendliche durch die Stadtjugendpflege? 
Sebastian Beck: Wir haben einen Discord-Server eingerichtet, wo Jugendliche untereinander oder mit mir ins Gespräch kommen können. Dort ist es auch möglich, ohne persönliche Daten bei der Registrierung anzugeben, mit mir per Video zu telefonieren. Der Instagram-Kanal „Jugendkomm_Rinteln” ist der wichtigste Baustein der digitalen Angebote. Dort werden Tipps gegen Langweile, Infos, kleine Wettbewerbe und mehr veröffentlicht. Instagram bietet auch die Möglichkeit, mir direkt Nachrichten zu schicken. Nicht digitale Angebote sind zur Zeit nur bedingt durchführbar. Der Bikeparc und die Skaterbahn waren jetzt auch im Winter zentrale Anlaufstelle für viele Jugendliche. Dort sind regelmäßig, fast täglich, engagierte ehrenamtliche Helferinnen und Helfer vor Ort. Ich erinnre auch an dieser Stelle an die Kindertage to-go. Anfang Dezember wurden 100 Bastelkisten an Kinder ausgegeben die mit einem extra erstellten Heft mit Rätseln, Bastel und Kochideen (mit Material in der Kiste), Ausmalbidern und so weiter ausgegeben wurden. 
SW: Jugendliche brauchen soziale Kontakte, müssen sich finden, Partnerschaften entwickeln, Persönlichkeit ausprägen. Was machen die Jugendlichen jetzt? 
Sebastian Beck: Genau das, nur anders. Digital ist dabei ein großes Thema, die Sozialen Plattformen wie Instagram und Tik Tok sind wichtige Kommunikationswege für junge Menschen, sich kennenzulernen und auszutauschen. Sicherlich ist es wünschenswert, dass bald wieder Angebote in Präsenz stattfinden können - aber ich erlebe die Jugendlichen sehr verständnisvoll, dass das zur Zeit so nicht geht. 
SW: Brennpunkt Bushaltestelle Kollegienplatz: Ist der Jugendhilfe das bekannt und was könnte man dort als Angebot bieten, damit Jugendliche aus dem Brennpunkt herausgeholt werden? 
Sebastian Beck: Es ist bekannt, dass Jugendliche sich an dem Standort treffen. Auch weiß ich, dass es sich dabei nicht ausschließlich um Rintelner handelt. Ich hab auch mit den Kolleginnen und Kollegen von der Polizei schon über den Treffpunkt gesprochen. Da ich regelmäßig ins Rathaus gehe, komme ich auch immer an der Bushaltestelle vorbei und komme auch mit den Jugendlichen ins Gespräch. Ich weiß zum Teil um die Sorgen und Fragen der Jugendlichen und versuche dort Hilfe anzubieten. 
Auch ist es gelungen, einige wenige zum Besuch der „Offenen Angebote” im Mehrgenerationenhaus zu gewinnen - da wir zur Zeit geschlossen haben, ist das leider nicht möglich. Mit Spannung blicke ich auf die Zeit nach dem Umzug der IGS ins neue Gebäude und die eventuelle Nachnutzung der Schule auch durch die Jugendpflege. Da eröffnen sich sicherlich neue Möglichkeiten in Kooperation mit den Akteuren aus der Jugendhilfe und Polizei passende Angebote für die Jugendlichen und jungen Erwachsene umzusetzen. 
Foto: ste/privat