Die Eintracht steckt tief in der Patsche, hat gerade einmal fünf Punkte gesammelt, davon keinen einzigen auswärts. So scheint fast alles für 96 zu sprechen. Wenn da nicht die eigenen Gesetze der Derbys wären, die immer wieder für Überraschungen sorgen. Alles anderes als ein Sieg würde Teile des 96-Anhangs in die Empörung treiben. Umso mehr, als 96 sich mit drei Punkten im Spitzenumfeld behaupten würde.
Die Mannschaft verstärkte zuletzt Bedenken an ein Scheitern, weil sie in der Partie des vergangenen Wochenendes als „Aufbaugegner“ für die angeschlagenen Schalker herhielt. Am Ende stand eine 2:3-Niederlage gegen einen Gegner aus der Abstiegszone. Hier lohnt sich jedoch ein genauerer Blick. Schalke zeigte eine Reaktion auf den unterirdischen Auftritt gegen Karlsruhe. Die Gastgeber wehrten sich beherzt und boten weit mehr Widerstandskraft als in der Vorwoche. Die Spielkontrolle bewahrte allerdings über weite Strecken Hannover 96. Als „nicht zwingend und konsequent genug“ schätzte allerdings auch Trainer Leitl den Auftritt ein. Wobei die Knappen nur selten zu Entlastungsangriffen kamen. Das 0:1 in der 42. Minute entsprang nicht etwa einer Schalker Druckphase. Die Abwehrspieler Phil Neumann und Marcel Halstenberg zeigten sich bei der Abwehr eines Flankenballs nicht auf der Hut, Bryan Lasme schoss ein. Erschüttert zeigte sich 96 vom Gegentreffer nicht sondern behielt weiter die Initiative, Enzo Leopold glich nach Wiederanpfiff mit platziertem Schuss aus.
Hannover muss sich den Vorwurf gefallen lassen, im ersten Durchgang nicht noch mehr Druck auf einen verunsicherten Gegner ausgeübt zu haben und bei eigenen Chancen nicht entschlossen genug den Abschluss gesucht zu haben. Trotzdem ist von einem ordentlichen Auswärtsauftritt zu sprechen. Im zweiten Durchgang gewann die Partie insgesamt an Tempo mit Chancen zunächst auf beiden Seiten. Der quirlige Antreiber Lino Tempelmann wurde vorm 2:1 von den Schalkern geschickt freigespielt. 96 staffelte sich hier nicht optimal. Das 1:3 durch Ex-96er Kenan Karaman fiel nach etwas unglücklichem Ballverlust. Hannover rannte an, allerdings ohne viel Effekt. Das umstrittene Foul von Schalke-Keeper Ralf Fährmann an Andreas Vogelsammer führte zum Strafstoß den Halstenberg zum 2:3 versenkte.
Von einer enttäuschenden Leistung gegen Schalke zu sprechen wäre übertrieben, mit etwas mehr Punch oder Spielglück hätten 96 auch punkten können. Durchaus bezeichnend: Auch Spitzenreiter St. Pauli musste im Pokalspiel unter der Woche alles in die Waagschale werfen, um sich in der Verlängerung knapp mit 2:1 gegen die Schalker durchzusetzen.
Gegen Braunschweig steht mit Havard Nielsen nach abgesessener Rotsperre wieder eine weitere Offensivvariante zur Verfügung. Nach den bisherigen Leistungen der Braunschweiger wird 96 eine Leistung wie gegen Schalke zum Sieg am Sonntag langen. Es wäre jedoch nicht das erste Mal, dass die Derby-Atmosphäre der Eintracht einen besonderen Schub gibt. Die „Roten“ wären also beraten, von Anfang an richtig Gas zu geben und die anfälligen Gäste zu Fehlern zu zwingen. Foto: bb