RINTELN (km). Das Haus der Weltreligionen feiert in diesem Jahr seinen zehnten Geburtstag. Besonders gewidmet werden soll dem Jubiläum das Fest der Religionen am achten Juli. Am 19. Juli ist ein Festakt geplant. In das Programm aufgenommen wurden zudem ein weiteres der Rintelner Abendgespräche (am zweiten Mai) - weil es thematisch gut zum Anliegen der Einrichtung auf dem "steinzeichen"-Gelände in Steinbergen passt.
Die Veranstaltung am Mittwoch, dem zweiten Mai, findet ab 19 Uhr
im Gemeindehaus der Sankt-Sturmius-Gemeinde am Kapellenwall 15 statt. Dabei geht es um "Jüdisches Leben und deutschen Alltag zwischen Integration und Abgrenzung - Erfahrungen in einer christlich geprägten Kultur."
Wie lebt es sich als Jude in einem christlich geprägten/gelebten Umfeld (auch auf dem Hintergrund der Erfahrungen des Holocaustes)? Wo gibt es Spannungen, wo ist Integration unkompliziert? - zu den Gesprächsteilnehmern zählen der Landesrabbiner Jonah Sievers sowie Marina Jalowaja und Ludmila Nekrasova von der jüdische Gemeinde in Bad Nenndorf). Die Moderation obliegt Wolfgang Ernst Giese.
Im Haus der Weltreligionen selbst geht es am Samstag, dem 23. Juni, weiter. "Einen Freund braucht man auf jeden Fall", heißt es um 17 Uhr. "Fremdheit und Freundschaft sind Grundgefühle des Miteinanders," so die Ankündigung, "und bestimmen das Ergehen des Einzelnen in Familie, Verein, Religion und Politik. Wie werden aus Fremden Freunde? Und wie lange dauert eine Freundschaft? Wohin mit der Angst vor den Fremden? Wie entsteht Menschenfreundlichkeit?
Antworten auf diese und ähnliche Fragen gibt es diesmal nicht verbal - sondern per A-Capella-Gesang von dem Ensemle "profon" unter der Leitung von Roswitha Rosigkeit. Das Repertoire wurde eigens für die vier Frauen komponiert oder arrangiert. Die Zuhörerschaft soll schließlich zum Mitsummen und Mitsingen animiert werden.
Das Fest der Religionen findet an gleicher Stelle am Sonntag, dem achten Juli, statt. Ab 15 stehen dabei diverse Veranstaltungen auf dem Programm - unter anderem eine buddhistische Zeremonie, japanisches Bogenschießen, hinduistische Tänze, die Enthüllung einer Jubiläumsskulptur, Infostände der verschiedenen Religionen, ein buddhistischer Basar sowie Musik vom Gospelchor Rinteln.
Der Festakt zum Jubiläum findet am Donnerstag, dem 19. Juli, um 19 Uhr in der Nikolai-Kirche statt. Dabei wird Professor Dr. Karl-Josef Kuschel aus Tübingen einen Vortrag über "Pioniere des interreligiösen Dialogs" halten: Martin Buber, Hugo Enomya, Lassalle und Louis Masignon. Die Moderation des anschließenden Gesprächs übernimmt Dr. Peter Neumann. Ein Grußwort will Rintelns Bürgermeister Karl-Heinz Buchholz sprechen, für die musikalische Umrahmung sorgt der Gospelchor unter der Leitung von Sven Rundfeldt. -
Das Haus der Weltreligionen war im April 2002 nach fünf zeremoniellen Weihungen offiziell seiner Bestimmung übergeben worden. Repräsentiert werden in dem achteckigen Häuschen der Buddhismus, der Hinduismus, der Islam, das Judentum und das Christentum. Initiator und Projektleiter Dr. Peter Neumann hatte vier Jahre zuvor, als die Pläne für das "steinzeichen" erstmals vorgestellt worden waren, zunächst spontan geäußert: "Hier muss eine Kirche hin." Die ursprünglich eher theoretische Idee begann sich im Folgenden dann tatsächlich relativ flott zu manifestieren, wenn auch in einem ungeahnten Format. Für die Initialzündung sorgten die "steinzeichen" Geschäftsführer Josef Wärmer und Helmut Kollmeyer, die Neumann dafür gewinnen konnten, in dem Steinberger Park etwas zu schaffen, "das dem Zusammenwachsen der Religionen dieser Welt dienen könnte". Neumann seinerseits überzeugte im Folgenden den befreundeten Architekten Rolf Blüm, das schwierige Projekt mit den acht Ecken und der gläsernen Kuppel auf dem Dach zunächst auf das Reißbrett zu zaubern. Der Architekt erledigte seinen Auftrag für die gute Sache zum Nulltarif - ebenso wie die fünf Rintelner Baufirmen, die an einem einzigen Wochenende für das Fundament des Gebäudes sorgten. Die fünf Steine rund um den zentralen Springbrunnen im Inneren des Hauses entwarf später der Bildhauer Jens Böse.
Die Bestimmung des Hauses der Weltreligionen verknüpfte Dr. Peter Neumann bei der Einweihung schließlich mit der Tatsache der allgemeinen Globalisierung und der damit verbundenen Erkenntnis, dass "Religionen miteinander ins Gespräch kommen müssen, wenn sie nicht zur Provinzialität verkommen wollen." Foto: km