SW: Frau Lange. Konnten Sie sich schon einen umfassenden Überblick über die Struktur der Stadtverwaltung verschaffen und gibt es dort Optimierungsbedarf? Andrea Lange: Die Digitalisierung ist eine Schwerpunktaufgabe im „Dienstleistungsunternehmen Stadtverwaltung Rinteln”. Bis Ende 2022 sind gemäß Onlinezugangsgesetz bestimmte Verwaltungsleistungen elektronisch zur Verfügung zu stellen; bis zum 1. Januar 2024 ist das digitale Baugenehmigungsverfahren einzuführen. Die Einrichtung einer weiteren Stelle im Bereich der EDV ist daher bereits für das nächste Jahr vorgesehen. Für die Bürger*innen ebenso wie für die Wirtschaft ist ein einfacher und zeitgemäßer digitaler Zugang zu Verwaltungsleistungen anzubieten, sodass sich für alle Beteiligten ein spürbarer Mehrwert ergibt. Die Erledigung der Vielzahl an Aufgaben der Stadtverwaltung ist nur durch eine Stadtverwaltung möglich, die sich als attraktiver Arbeitgeber ständig selbst optimiert, verjüngt und weiterentwickelt. Die Entwicklung und Fortschreibung dieses Prozesses zählt zu meinen Schwerpunktaufgaben als Verwaltungschefin. SW: Mal abgesehen von Corona; was war die größte Nuss, die sie bei Amtsübernahme bereits knacken mussten? Andrea Lange: Die Pandemie fordert noch immer von uns allen viel ab und ist nicht vorbei. Vielmehr bäumt sie sich gerade noch einmal auf. Ich bin aber zuversichtlich, dass die Stadt nach Corona so aussehen wird, wie wir sie kennen: lebendig, wirtschaftlich stark und vielen Veranstaltungen mit persönlichen und interessanten Begegnungen. Welches die „größte Nuss” war, die ich bislang knacken musste? Da Nüsse nun einmal die Eigenschaft haben, im Herbst zum Vorschein zu kommen, habe ich bei der Amtsübernahme keine Überraschungen erlebt. SW: Was ist für Sie das zentrale Thema im kommunalpolitischen Bereich für Sie im kommenden Jahr? Andrea Lange: Im kommunalpolitischen Bereich gibt es im kommenden Jahr nicht „ein” zentrales Thema. Ich meine, die Zeiten sind vorbei, in denen nur ein Thema separat behandelt werden konnte. Es gibt immer mehr gleich wichtige Aufgaben in immer kürzerer Zeit. SW: Rinteln hat einen großen Berg an Aufgaben vor sich liegen. Straßensanierungen, energetische Sanierung von städtischen Immobilien, Hallenbadumbau, Kollegienplatzumgestaltung, Brückentorkomplex und vieles mehr. Reichen die Personalressourcen der Fachleute in der Verwaltung für diese vielfältigen Aufgaben? Andrea Lange: Ob Verwaltung oder Privatwirtschaft, wir stehen heute alle vor Herausforderungen wie demografischer Wandel und Fachkräftemangel. Auch in der Stadtverwaltung Rinteln konnten wir noch nicht alle ausgeschriebenen Stellen besetzen. Ich bin aber zuversichtlich, dass wir im Jahr 2022 die Stellen mit qualifizierten Mitarbeiter*innen besetzen werden. Die Aufgaben der Zukunft sind ohne gut ausgebildete und qualifizierte Mitarbeiter*innen nicht zu bewältigen. Für die Gewinnung neuer Fachkräfte ist wichtig das erkannt wird, die Stadtverwaltung ist ein attraktiver Arbeitgeber! SW: Wie sieht es mit dem Rintelner Haushalt aus. Die fetten Jahre sind ja Corona bedingt vorbei. Gibt es ihrer Meinung nach Sparpotential; und wenn ja, wo? Andrea Lange: Die Stadt Rinteln konnte in den vergangenen Jahren positive Jahresergebnisse erzielen. Bedingt durch die Pandemie hat sich die Haushaltslage der Stadt jedoch deutlich verschlechtert. In den vergangenen Jahren wurden bereits viele Einsparungen vorgenommen. Weitere Kürzungsmöglichkeiten sind kaum noch vorhanden. Dies gilt insbesondere für Bauunterhaltung und Bewirtschaftung. Der Haushaltsplan 2022 der Stadt Rinteln wurde unter diesen Gesichtspunkten sehr sorgfältig und gewissenhaft von unserem versierten Kämmerer aufgestellt. SW: Welchen Beitrag kann die Stadt dazu beitragen, den Einzelhandel noch weiter zu stärken? Andrea Lange: Die Stadt Rinteln hat im September 2021 den Förderbescheid über 755.000 Euro aus dem Fördertopf „Perspektive Innenstadt” erhalten. Das Amt für Stadtmarketing, Wirtschaftsförderung und Öffentlichkeitsarbeit arbeitet derzeit engagiert daran geeignete Projekte zu benennen. Die Förderung kann dazu beitragen, unsere Innenstadt auch künftig attraktiv zu halten. Foto: privat