Einäschern und dann sang- und klanglos unter die Erde?
Persönliche Erfahrungen brachten Stefan Branahl auf die Idee, in Rinteln eine Tobias-Gemeinschaft zu gründen. Ein guter Kumpel von ihm, Sozialfall, ehemals Drogenabhängig, ein echter Musikfreak, verstarb alleinstehend und mittellos. Branahl hatte schon Schwierigkeiten zu erfahren, wann und wo der Rintelner beerdigt würde. Bei einer in diesem Fall üblichen „...ordnungsamtlichen Bestattung“ werden die Menschen eingeäschert und dann, so Branahl, „...sang- und klanglos beerdigt!“ Kein Gebet, keine Blume, kein letzter Gruß. Das, so Branahl, sei eines Menschen nicht würdig. Und hier kommt die im September neugegründete Tobias-Gemeinschaft ins Spiel. Sie will sich insbesondere um die Bestattung solcher Menschen kümmern und die Beerdigung ein Stück weit mit Würde füllen: „Das gehört zu den biblichen Werken der Barmherzigkeit, genauso, wie wir Christen Hungernde speisen, Kranke besuchen und Trauernde trösten“, so Branahl in einem Pressegespräch. Bei Bürgermeisterin Andrea Lange sei man mit der Idee der Gründung einer Tobias-Gemeinschaft sofort auf offene Ohren gestoßen und mit im Boot sind auch der Hospizverein Rinteln, die katholische Kirchengemeinde, die Johannis-Kirchengemeinde, die Reformierte Kirche, die Nikolai-Gemeinde und bei Bedarf auch die umliegenden Gemeinden: „Es war so, als wenn alle auf diese zündende Idee gewartet hätten“, freut sich Branahl über die breite Unterstützung seiner Idee. Einmal pro Quartal sollen künftig Trauerfeiern für die verstorbenen Menschen stattfinden, die mittellos und ohne Angehörige waren. Pro Jahr seien das etwa fünf bis sieben Menschen, die so unter die Erde gebracht werden sollen. Dabei arbeite die Tobias-Gemeinschaft eng mit dem von der Stadt beauftragten Bestatter Summa zusammen. Eine Mitgliedschaft in der ökumenischen Tobias-Gemeinschaft sei kostenlos und jede Tätigkeit der Gemeinschaft sei ehrenamtlich und getragen von dem Gedanken, den Verstorbenen eine würdige Bestattung zu gewähren. Kollekten in den Kirchen, Spenden und Mittel von Diakonie und Caritas finanzieren die geringen Ausgaben der Tobias-Gemeinschaft. Doch warum ist die Gemeinschaft nach „Tobias“ benannt? Auch dazu weiß Branahl den Grund: Tobias aus dem Stamme Naftali tröstete die Menschen und begrub sie, nachdem ein grausamer König viele Israeliten ermorden ließ. Zeit seines Lebens kümmerte er sich um die würdevolle Bestattung von Menschen.