BAD NENNDORF (jl). Sprachlos macht sie so schnell nichts. Aber dieser Anruf am Donnerstagmorgen raubt Jutta Schneider die Worte. Um kurz vor zehn klingelt das Telefon der Vorsitzenden des Tierschutzvereins Rodenberg/Bad Nenndorf und Umgebung. Ein älterer Herr aus Helsinghausen meldet sich am anderen Ende. Er habe einen alten Hund, und wenn der stirbt, wolle er eine Katze haben. Wie viel die denn im Tierheim kosten würde. Zwischen 50 und 150 Euro, antwortet ihm Schneider. Er wolle aber eine "volle Katze", also eine unkastrierte. Die Tierschützerin erinnert den Helsinghäuser an die Kastrations- und Chippflicht für freilaufende Katzen, die bereits seit 2015 in der Samtgemeinde Nenndorf gilt. Was das andere Ende der Leitung dann von sich gibt, macht Schneider so baff, dass sie das Gespräch beendet und sich umgehend an die Öffentlichkeit wendet: Das sei ihm egal. "Wenn die Junge bekommt, behalte ich eins, der Rest wird totgeschlagen", soll er wörtlich in den Hörer gesagt haben. Schneider ist wütend, geplättet und fassungslos zugleich. Allein der Gedanke richte sich gegen das Tierschutzgesetz. Eine unfassbare Frechheit sei dieser Anruf bei einem Tierschutzverein, der sich dafür einsetze, Katzenpopulationen einzudämmen und Katzenleid zu mindern, und oftmals nicht wisse, wo er das Geld für die notwendigen Kastrationen herbekommen soll. "Was wir hier zum Teil aushalten müssen, ist am Rande der Belastbarkeit", entrüstet sie sich. "Ich habe schon viel erlebt, aber so etwas kann ich nicht tolerieren." Sie will sich nun an die Kommune wenden und weitere Schritte gegen den Anrufer erwägen. Schließlich lebt noch ein Hund bei ihm.
Und wie es das Schicksal will, liegt an diesem Donnerstagmorgen Leid und Freud besonders dicht beieinander. Nur wenige Minuten vor dem Anruf steht eine ältere Dame, die dem Tierheim seit vielen Jahren bekannt ist, aber lange nichts mehr von sich hören lassen hat, mit ihrer Tochter vor der Auffangstation. Sie überreicht 4.000 Euro in bar – für die Arbeit der Tierschützer. "Ohne solche Anerkennungen könnten wir uns gar nicht finanzieren", bedankt sich Schneider spürbar gerührt für den "Lichtblick". Zum Glück gibt es auch diese Momente, die sie sprachlos machen. Foto: jl/Archiv