Dabei gibt es hier in unserer Region eine Besonderheit: Im Schaumburger Bückeberg leben aktuell rund 300 Exemplare Muffelwild. Das war jedoch nicht immer so. Angefangen hat alles 1914, als sich das Fürstenhaus Schaumburg Lippe dazu entschloss, im damaligen Jagdgatter Brandshof Muffelwild auszuwildern. Nach Informationen der Kreisjägerschaft Schaumburg hat sich das Muffelwild seit dem gut in das vorhandenen Ökosystem eingeführt. Der aktuelle Bestand sei in einem guten Zustand und Erkrankungen eher selten der Fall.
Aktuell macht der Jägerschaft jedoch ein anderer Umstand große Sorgen. Denn in Niedersachsen ist ein aktuell gemessenes Wolf-Aufkommen von circa 500 Tieren zu verzeichnen. Die Population ist in Niedersachsen besonders hoch, das liegt vor allen Dingen daran, dass die Wölfe aus West-Polen eingewandert sind und somit im westlich gelegenen Niedersachsen ausgebreitet haben. Nach wie vor besteht ein Schussverbot für Wölfe, sodass diese sich geschützt verbreiten und vermehren können.
Einzelne durch den Bückeberg streifende Wanderwölfe werden den Muffelwildbestand nicht nachhaltig gefährden und können laut Vorsitzendem Sven Wilkening durchaus toleriert werden. Sollte sich jedoch ein Rudel dauerhaft etablieren, wäre das Muffelwild, nach Erfahrungen aus anderen Muffelwildbeständen, zum schnellen Aussterben verurteilt. Muffelwild ist im Vergleich zu anderen Wildtieren, wie beispielsweise dem Reh, anfälliger für einen Wolfsriss. Das liegt in erster Linie daran, dass diese Spezies eine für diese Gefilde schlechte Feindvermeidungsstrategie besitzen. Sie fliehen nicht sehr ausdauernd und bleiben nach wenigen Sprüngen stehen, da sie ursprünglich aus sehr felsigen Gebieten stammen, in denen schon ein paar Höhenmeter eine sichere Distanz zu Feinden ausmacht. Diese Befürchtungen wurden von Seiten der Hegegemeinschaft im politischen Raum mit Nachdruck vorgetragen. "Es ist zu hoffen, dass in naher Zukunft Handlungsmöglichkeiten geschaffen werden, bevor es für das Muffelwild im Bückeberg zu spät ist", so die Jägerschaft des Landkreises.
Das Schussverbot ist im Bundesnaturschutzgesetz verankert. Es stammt von 1979, also aus der Zeit, in der Wölfe durch den Menschen nahezu ausgerottet waren. Aktuell ist laut der Jägerschaft das artgerechte Halten anderer Tierarten durch den Wolf teilweise nur noch eingeschränkte möglich. Zwar wird Herdenbesitzern das Aufstellen von (Elektro-)zäunen geraten, diese werden aber nicht selten erst recht zur Falle für Nutztiere, da diese, wenn der Wolf dennoch in das umzäunte Gebiet eindringt, nicht fliehen können und regelrecht in Panik geraten.
Grafik
So viele Wölfe leben in Deutschland und in Niedersachsen
Deutschland 1.175 Wölfe*
161 Rudel*
43 Paare*
21 Einzeltiere*
Niedersachsen 500 Wölfe*
44 Rudel*
1 Paare*
4 Einzeltiere*
*Stand 15.03.2023
Übergriffe auf Nutztiere in Niedersachsen
Zwischen 1.10. und 31.12.2022
128 Übergriffe
312 Tiere verendet
Anstieg zum vorherigen Quartal um 47 Prozent gestiegen
**Wie geht es weiter?**
Obwohl das Wolfsaufkommen in Deutschland erheblich zugenommen hat
und exponentiell weiter wächst, hat die Politik auf Bundes- aber
auch auf lokaler Ebene noch nicht reagiert. Die Jägerschaft des
Landkreises plädiert dafür, dass Schaumburg zumindest frei von
Wolfsrudeln sein muss. Vorsitzender Sven Wilkening dazu: "Es geht
uns überhaupt nicht um die Ausrottung des Wolfes, wir wollen
lediglich auf die neue Situation reagieren dürfen."